Am heutigen 9. Oktober jährt sich der rechtsterroristische Anschlag von 2019 in Halle und Wiedersdorf zum vierten Mal im bürgerlichen Kalender. In Erinnerung an die Opfer, in Solidarität mit ihren Angehörigen und allen Überlebenden lädt die Soligruppe 9. Oktober als Netzwerk aus Überlebenden und Unterstützer_innen zu einer Gedenkveranstaltung von 17 bis 19 Uhr vor das TEKİEZ ein (Ludwig-Wucherer-Straße 12, 06108 Halle, Saale). 2019 wurde dieser Ort als »KiezDöner« am jüdischen Feiertag Jom Kippur zum zweiten Tatort eines antisemitischen, rassistischen und antifeministischen Anschlags, nachdem Jana L. vor der Synagoge ermordet worden war. Im damaligen Döner-Imbiss wurde Kevin Schwarze erschossen. Das Gedenken vor dem TEKİEZ findet in Kooperation mit Halle gegen Rechts ergänzend zum Stillen Gedenken an der Synagoge zur Mittagszeit und dem Gedenken der Stadt am Abend statt. Auf der Kundgebung werden Reden von Karsten Lissau, dem Vater des Ermordeten Kevin Schwarze, und Überlebenden des Anschlags von 2019 sowie Beiträge von Überlebenden und Angehörigen von Ermordeten anderer rechtsterroristischer Anschläge wie Hanau (2020) oder München (2016) erwartet.
İsmet Tekin, Überlebender des Anschlages, betont die Bedeutung von selbstbestimmtem Gedenken: »Es ist eine Wunde, die nicht heilt. Jeden Tag ist der Schmerz da – seit 4 Jahren. Eine andere Person kann für uns Betroffenen und Hinterbliebenen nicht wissen und bestimmen, was wir brauchen – Selbstbestimmung ist wichtig!« Paige Harouse, eine weitere Überlebende des Anschlages, ergänzt: »Wir müssen die Kontinuität des Überlebens deutlich machen, weil die Ideologien, die den Anschlag motivierten, immer noch unsere Gesellschaft hier in Deutschland prägen. Der Anschlag ist vorbei, aber die Auswirkungen betreffen uns immer noch. Ich überlebte den Anschlag und überlebe seitdem meinen Alltag.« Diese Zitate sind Teil einer Kampagne von Halle gegen Rechts und der Soligruppe 9. Oktober, in der die Perspektiven direkt Betroffener auf den Anschlag in vier Sprachen veröffentlicht werden. Weitere Zitate von insgesamt 13 Überlebenden und Angehörigen sind auf den Social-Media-Kanälen des TEKİEZ (@tekiez_raum) und auf Plakaten im Stadtbild zu finden.
Erstmalig wurden bundesweit Anreisen aus anderen Städten organisiert. Ebenso wird es einen Livestream der Kundgebung auf dem Youtube-Kanal des Friedenskreis Halle e.V. geben. Das TEKİEZ selbst ist am heutigen Tag ab 11 Uhr für die Öffentlichkeit geschlossen.